Abstrakte futuristische Innenstadt

© Maxiphoto/GettyImages.de

Das Building Information Modeling (BIM) ist ein hoch effizientes Instrument, um Bauprojekte schneller und kostengünstiger zu realisieren.

In Deutschland ist die Wohnungsnot ein wachsendes Problem. Es gibt immer mehr Menschen, die keinen Zugang zu bezahlbaren und gut gebauten Wohnungen haben. Bundesbauministerin Klara Geywitz ging zum Jahresbeginn davon aus, dass in Deutschland jährlich bis zu 600 000 neue Wohnungen benötigt werden. Eine stärkere Standardisierung würde dazu beitragen, beim Wohnungsbau schneller voranzukommen. Mit dem Building Information Modeling (BIM) gibt es ein effektives Instrument, um Bauprojekte zu standardisieren und um Kosten in der Projektentwicklung einzusparen. Bereits heute revolutioniert die Zukunftstechnologie BIM die Art und Weise, wie Immobilienentwickler und Bauträger ihre Bauvorhaben planen und realisieren.

BIM bietet eine Fülle von Vorteilen bei der Planung von Gebäuden: Durch die Verwendung von 3D-Modellen können Architekten und Ingenieure das Design von Gebäuden genauer visualisieren als in der 2D-Planung. Das gilt auch für Bestandsgebäude, die neu gestaltet und umgebaut werden sollen: Sie kann man mittels 3D-Laserscan erfassen, sodass sie ebenfalls dreidimensional im BIM abgebildet werden können. BIM ermöglicht es, Probleme bereits in einem frühen Projektstadium zu identifizieren und zu beheben – auch schon, bevor der eigentliche Bau beginnt. Außerdem kann man Bauvorhaben bereits in einem frühen Stadium präzise berechnen. Dadurch ist es möglich, die Anforderungen aus der Standortbewertung eindeutig in datenreichen 3D-Modellen umzusetzen. Die Simulation von Bebauungsoptionen, Bauablauf und Baukosten erlaubt es auch, Bauvorhaben effektiv einzuschätzen. Projektentwicklung und Bauträger, die BIM bereits in einem frühen Stadium des Projekts einsetzen, können Nachhaltigkeitskriterien präzise berechnen und die Immobilienprojekte effizient an die entsprechenden Budgets anpassen. Die Systeme können auch dabei unterstützen, die baurechtlichen Vorschriften einzuhalten.

Digitaler Bauantrag

Mittels BIM vereinfacht sich auch der Prozess des digitalen Bauantrags, da alle relevanten Informationen in einem gemeinsamen Datensatz zusammengefasst werden. So können Architekten und Fachplaner alle Details des Projekts im 3D-Modell schneller entwerfen und überarbeiten, was für den standardisierten Bau sehr nützlich ist. Der digitale Bauantrag beinhaltet die digitale Übermittlung von Plänen und Dokumenten direkt an die Genehmigungsbehörden und ermöglicht eine teilautomatisierte Prüfung der Bauanträge. Dank BIM wird der Antragsprozess vereinfacht, sodass die Behörden schneller auf Anfragen reagieren können.

Aber auch nach Abschluss der Planungsphase ist BIM nützlich: Durch die Verwendung von digitalen Modellen können Immobilienentwickler und Bauträger den eigentlichen Bauprozess besser steuern und sicherstellen, dass alle Gewerke nahtlos zusammenarbeiten. Das sogenannte Clash-Detection-Verfahren erkennt frühzeitig Konflikte zwischen den unterschiedlichen Gewerken, was zu einer effizienteren Arbeitsweise führt, weil Probleme rechtzeitig behoben werden können. BIM liefert detaillierte Informationen über Materialien, Kosten, Qualität und andere Aspekte des Gebäudes, sodass auch Planungs- und Sicherheitsrisiken frühzeitig erkannt werden. All dies führt dazu, sich die Planungs- und Umsetzungszeiten deutlich verkürzen.

Der Einsatz von BIM steigert also die Effizienz bei der Projektentwicklung – beispielsweise im Wohnungsbau: Durch die Kombination aus 3D-Modellierung und integrierten Datenbanken werden die relevanten Daten entlang der gesamten Wertschöpfungskette zusammengebracht („Single-Source-of-Truth“) – von der Planung bis zur Bewirtschaftung der Wohnungen. Dadurch ist es möglich, bereits in frühen Planungsphasen die technischen und finanziellen Auswirkungen von Entscheidungen zu analysieren.

Vorteile bei der Bauabwicklung

Außerdem führt BIM zu einer verfeinerten Zusammenarbeit zwischen Projektentwicklern, Planungsbeteiligten und Bauunternehmen. Sie werden schneller zu einem gemeinsamen Verständnis der Anforderungen kommen und können sich enger abstimmen, sodass die Qualität der Arbeit steigt und Fehlerquellen verringert werden. Die Möglichkeit, alle relevanten Informationen digital zu verwalten und auszutauschen, erleichtert die Kommunikation zwischen den Partnern immens. BIM vermeidet dadurch auch Doppelarbeit und macht die Prozesse effizienter, sodass wiederum Zeit und Kosten gespart werden. Eine bessere Zusammenarbeit zwischen Architekten, Ingenieuren und Bauunternehmen ist somit ein wichtiger Schritt in Richtung zukunftsfähiger Bauprojekte.

Kaufmännische Prozesse integrieren

Darüber hinaus bietet BIM auch zahlreiche Vorteile auf der kaufmännischen Seite eines Immobilienprojekts. Weil alle relevanten Markt- und Immobiliendaten digital erfasst werden und als Grundlage für die Projektentwicklung dienen, werden beispielsweise Rahmenbedingungen, Rendite und Budgets besser geplant und kontrolliert. Außerdem werden durch BIM die kaufmännischen Prozesse nahtlos in den gesamten Bewirtschaftungsprozess integriert. Wenn sich beispielsweise die Ausstattungsmerkmale von Immobilien ändern, können diese direkt erfasst und alle relevanten Dokumente im BIM-Modell hinterlegt werden. Dies führt auch zu einem effizienteren Facility-Management beim späteren Betrieb der Immobilie. Weil durch das BIM eine vollständige digitale Dokumentation vorhanden ist, lassen sich später auch Bauteile leicht lokalisieren und nachbestellen. Zusätzlich wird die Abrechnung von Leistungen durch das BIM deutlich vereinfacht, da alle notwendigen Informationen für Ausschreibungen bereits digital vorliegen.

Die buildingSmart-Fachgruppe Open-BIM in der Wohnungswirtschaft hat ein gemeinsames Verständnis von der BIM-Methode im Wohnungsbau entwickelt und beschreibt die wichtigsten BIM-Anwendungsfälle. Ein entsprechendes White-Paper dient als Basis, um Mehrwerte für die Wohnungswirtschaft zu identifizieren und zu beschreiben (https://bit.ly/bSD-Whitepaper-Wohnungswirtschaft).

Immobilienentwickler und Bauträger arbeiten also deutlich effizienter, wenn sie BIM nutzen. Die Vorteile sprechen für sich: Wenn sich während der Planung Änderungen und Anpassungen ergeben, lassen sich diese einfacher in den Prozess integrieren. Die Schnittstelle zum digitalen Bauantrag verbessert die Kommunikation mit den Behörden. Bessere Kostenkontrolle, höhere bauliche Qualität und Einsparung von Zeit und Kosten sind weitere Pluspunkte. Dies alles zeigt: Durch die Nutzung moderner Technologien und Prozesse werden wir bei Bauprojekten schneller und kosteneffizienter – nicht zuletzt auch bei der Schaffung von dringend benötigtem Wohnraum.

Autor/in: Dr. Manuel Mühlbauer
Externer Kontakt:Dr. Manuel Mühlbauer ist Inhaber des gleichnamigen Architekturbüros in Cadolzburg, das Wohn- und Gewerbebauten plant (www.mm-architekt.com). Mit dem Start-up Earlybuild GmbH in Erlangen entwickelt er digitale Prozesse für die Immobilienwirtschaft (www.earlybuild.ai).