Studie: Deutschlands Hersteller und Händler mit ihren Online-Aktivitäten immer häufiger auch grenzüberschreitend aktiv
Deutschlands Hersteller und Händler sind mit ihren Online-Aktivitäten immer häufiger auch grenzüberschreitend aktiv. Dabei stoßen insbesondere kleinere und mittlere Betriebe selbst innerhalb der EU noch immer auf größere Hindernisse.
Das ergibt eine gemeinsame Studie von IHKs, DIHK und dem bei der Universität Regensburg angesiedelten Institut ibi research unter 440 Industrie- und Handelsunternehmen. Nur 17 Prozent der befragten Betriebe gaben an, sie seien lediglich im Bundesgebiet aktiv und wollten daran auch nichts ändern. 51 Prozent verkaufen ihre Produkte oder Dienstleistungen aktiv grenzüberschreitend; weitere 23 Prozent nehmen immerhin Aufträge aus dem Ausland entgegen.
Nach wie vor gibt es dabei erhebliche Unterschiede je nach Betriebsgröße: Große Firmen (72 Prozent) und Industrieunternehmen (89 Prozent) verkaufen mehrheitlich aktiv im oder ins Ausland, bei den kleinen Unternehmen und im Einzelhandel sind es immerhin bereits 39 Prozent. Die genauere Analyse zeigt, dass hier noch Luft nach oben ist. Denn gerade kleine und mittlere Betriebe spüren noch viele Hindernisse. Die Befragten, die auf Auslandsvertrieb verzichten, verweisen zu je einem Drittel auf hohe Versandkosten und rechtliche Unsicherheiten. Zollabwicklung, Steueraufwand und Zeitmangel sind weitere Faktoren, die die Betriebe abschrecken.
„27 verschiedene Verpackungs- und Elektroschrottbestimmungen innerhalb der EU und unterschiedliche Umsatzsteuerregelungen in jedem EU-Land, überfordern viele Unternehmen. Letztlich sehen sich Unternehmen daran gehindert, den Sprung in internationale Märkte zu wagen. Obwohl diese großen Chancen und ein erhebliches Umsatzpotenzial bieten,” so DIHK-Hauptgeschäftsführungsmitglied Ilja Nothnagel bei der Vorstellung der Studie. “Gerade auf europäischer Ebene sollte Harmonisierung mehr als nur ein Schlagwort sein, insbesondere im Steuer- und Umweltrecht. Daher sollte die Harmonisierung von Regeln im EU-Binnenmarkt forciert und ein internationales E-Commerce-Abkommen innerhalb der WTO vorangetrieben werden.“
Wird der Schritt ins Ausland getan, rangieren die Nachbarländer ganz oben: 54 Prozent der befragten Unternehmen zählen Österreich zu ihren fünf umsatzstärksten Absatzmärkten. 37 Prozent nennen die Schweiz, 35 Prozent Frankreich. Nicht-EU-Staaten wie die USA und China sind vor allem für Industrieunternehmen wichtige Absatzmärkte.
„Trotz der einen oder anderen Hürde ist der Auslandsvertrieb über digitale Kanäle eine riesen Chance für die deutsche Wirtschaft. Unternehmen jeder Größe können ihre Umsätze steigern und auch unabhängiger von einzelnen Märkten und Vertriebskanälen werden. Ich denke, hier liegt viel Potenzial in den nächsten Jahren“, so ibi-Geschäftsführer Georg Wittmann.
Der beliebteste Vertriebskanal für das Auslandsgeschäft ist der eigene Online-Shop. Ihn nutzen der Erhebung zufolge 54 Prozent der Betriebe, bei den Einzelhandelsunternehmen sind es sogar 81 Prozent. Die Unternehmen, die auf einen eigenen Shop im Web verzichten, begründen dies zu 53 Prozent mit einer ungeeigneten Produkt- und/oder Kundengruppe. 22 Prozent erwarten keine nennenswerte Umsatzsteigerung von einem Online-Shop. Genau Letzteres, also ein höherer Umsatz dank Neukundengewinnung, ist aber auch für mehr als 80 Prozent der Unternehmen mit Online-Shop die Hauptmotivation.
Erstaunlich: 25 Prozent der Umfrageteilnehmer, die aktiv im oder ins Ausland verkaufen, hat sich darauf nicht intensiv vorbereitet. Das gilt mit 40 Prozent vor allem für kleine Betriebe. Als hilfreich würden 54 Prozent der Unternehmen Unterstützungsangebote rund um Zoll und Steuern empfinden, 52 Prozent bei rechtlichen Vorgaben. Nur 24 Prozent sehen keinen Unterstützungsbedarf.